ausgabe #79. lyrik. stefan heyer
mathias #1
Sein Gesicht war nicht glattgebügelt. Tiefe Spalten hatte die Sonne eingegraben. Gesichtspflege schien ihm eher Zeitverschwendung. Die Bartstoppeln längst grau, gingen schon ins Weiss über. Auch die Kopfhaare, durchaus noch vorhanden, waren mit der Zeit immer heller geworden. Nur seine kräftigen Augenbrauen werten sich noch tapfer. Seine Frau war schon lang verstorben, die Kinder lebten irgendwo. Sein Bauernhof war seine Welt. Nicht weniger. Andere flogen nach Amerika oder Malle. Er war hier geblieben. Hatte den Hof von seinem Vater übernommen. Der ältere Bruder hatte nicht gewollt. Zu wenig Ertrag. Mathias hatte nicht mehr gewollt. War zufrieden gewesen. Hat nie viel investiert. Warum auch. Seine Hände waren groß und schwer von der Arbeit. Fester Händedruck. Mathias hatte kein Handy. Seinen Bulldog fuhr er selber. Von satellitengestützter Kommunikation hatte er mal was im Wirtshaus gehört. Hat nie alles haben wollen. Ging ja früher auch ohne. War zufrieden mit seinen Kühen. Bekam auch ein wenig Rente. War jetzt schon über achtzig. Da brauchte er nicht mehr viel. Er hatte ein paar Sachen zum Anziehen. Für den Winter hatte er Holz gemacht.
Stefan Heyer