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ausreißer - die grazer wandzeitung

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ausgabe #80. prosa. helene lautlich

aber dann...


innensichten.
zwischen behauptung und ermächtigung, ein schmaler grat.
zwischen dem herstellen von bedeutung und lautem marktgeschrei, redliche inhaltslosigkeit.
zwischen falschen beteuerungen, ausflüchten & ausreden, hie.
dort. verstrickungen undurchschau-, undurchbrechbarer stellungen.
vielzahlen gestrandeter, zerrissener wünsche.
(ilse.huber.)


Längst gefällt mir nicht mehr, was ich tue. längst bin ich gefangen in dem, was ich mal für selbstgewählt hielt. erkenne die verstricktheiten. und schiebe sie täglich beiseite. dieses projekt zieh ich noch durch. aber dann. mach ich endlich was ganz anderes.

längst bin ich abhängig von der anerkennung. hängt dies eine am anderen. ist die entscheidung über die weiterführung dies oder jenen immer auch die für so ein leben oder ein anderes. ein bissl hier, ein bisserl da. das geht schon lange nicht mehr. meine arbeit will mich immer ganz. mit haut und haar. lieben wir, was wir tun. und tun‘s und verbrennen. uns. und nicht nur die finger. auch den rest. immer und wieder. und lernen nichts daraus. versprechen uns spätere änderungen. noch bessere projekte mit mehr, mit höherer work life balance. lügen uns in den sack und wissen es längst. der nächste wellness urlaub stellt sie wieder her. und für die mit der kleineren börse, der nächste wochenendkurs.

ausflucht lange schon. als institutionalisierte möglichkeit. sich ein richtiges zu erfinden. im falschen weiter bestehen. dieses eine projekt noch. dieser eine termin noch. diese eine sache noch. dann geh ich’s an. dann sag ich’s dem chef. dass er mich mal kann. dass er sich seinen scheiß alleine machen soll. aber. aber. aber… ist nicht dieser auftrag noch wichtig, ist nicht dieses programm noch abzuschließen, ist das alles nicht doch auch wichtig. irgendwie? versprechen uns die klein.klein.lösungen. erstmal im alltag erleichterung. sind das alles runden, die man geht. viel tausend mal geht. immer wieder geht. ums nicht wahrhaben zu müssen. wie sehr man doch festhängt, in diesen verhältnissen, die man mit jeder handlung immer wieder mit und neu erschafft. sie verlängert, sie wieder und neu herstellt. verhältnisse, die die einen gegen die andern ausspielen. das eine projekt gegen das andre, die eine abteilung gegen die nächste. diese ebene gegen jene. seit die klaren und bekannten abhängigkeiten in vielfachen, undurchschaubaren verquickungen aufgegangen sind. üben wir die entkopplung, huldigen dem kleinkampf und beruhigen uns damit, dass wir alleine nix ausrichten. bestätigen das, was wir so nie wollten. verhältnisse, in denen zu leben wir nie wirklich lernen werden. in denen zu überleben wir üben, jeden tag üben.

weil sie unerträglich sind längst. und doch sind wir’s selber, die sie mitbauen. verführbar gemacht. durch den vielfachen sinn, die wir den tätigkeiten andichten. und immer wieder anzudichten uns selber anhalten…, polieren unsere oberflächen. der rest fällt in andere zuständigkeiten. vor zwanzig jahren. jeder vierte. einmal im leben. ausgeflüchtet aus der sogenannten normalität. man nennt auch das dann psychisch krank. inzwischen jeder vierte im jahr. und jedes jahr. und sind nicht dieselben vier. im nächsten jahr…

no way out?                                              

mit freundlichen grüßen von ihrer
agentur für eh nix besonderes.
diesmal von unserer beiträgerin: helene lautlich.


..fred astaire & ginger rogers dancing..

..fred astaire & ginger rogers dancing..
Foto: Martina Reithofer

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