ausgabe #79. bericht. peter silie
am fluss: bäume fallen, geld fließt, leben verschwindet
Es war wohl der letzte Sommer, in dem die Mur zwischen Augartenbrücke und Hauptbrücke noch frei fließen konnte und das Flussufer ein von Bäumen gesäumtes kleines Paradies, eine grüne Lunge der Stadt bildete. Dann kamen die Rodungen, die im Süden von Graz für die Staustufe des Kraftwerks Graz Puntigam begonnen wurden auch im Zentrum der Stadt an, am ersten Tag nach der Nationalratswahl rückten wie auf Kommando für den Bau des für das Kraftwerk nötigen zentralen Speicherkanals die Bagger aus und Baum um Baum wurde gefällt. Inzwischen fielen tausende dem Kraftwerks- und Kanalbau zum Opfer. Trotz zahlreicher anhaltender Proteste werden die Schlägerungen fortgesetzt. Wie zuvor schon Werner Kogler von den Grünen (u.a.) fordert nun auch die Liste Pilz einen sofortigen Bau- und Rodungsstopp und die detaillierte Untersuchung sowie Prüfung von Alternativen. Kogler kritisierte bereits im Herbst vehement, dass insgesamt 13 Millionen Euro öffentliche Fördergelder (6 Mill. vom Bund, 7 Mill. vom Land) weit überzogen seien, undurchsichtige Veranlagungen, sowie Steuergeld-Missbrauch zugunsten von Stromkonzernen nahelegten. (1) Die Liste Pilz verweist zudem auf mögliche umwelt- und kostenschonende Alternativen. „Ein konsequenter Ausbau der verfügbaren Abwärme aus Nah- und Fernwärme ist effizienter und sinnvoller als ein neues Kraftwerk an der Mur“, so Umweltsprecherin Martha Bißmann. (2) Die Plattform Rettet die Mur ortet zudem Verstöße gegen Umweltauflagen, darunter mangelnde Maßnahmen zum Schutz des Fischbestandes sowie Ölaustritte auf der Baustelle. In Slowenien gibt es derzeit ebenfalls heftige Proteste gegen eine geplante Kraftwerkskette – wiederum an der Mur, direkt an der österreichischen Grenze. Bedroht sind Schutzgebiete im Bereich des europaweiten Netzwerks Natura 2000, die wegen ihrer Artenvielfalt als „Amazonas Europas“ bezeichnet werden. (3) Inzwischen fallen in Graz weiterhin Bäume. Insgesamt 84 Millionen Euro Steuergeld landen in der Mur. Dafür sinkt die Wasserqualität, steigen die Feinstaubwerte und fehlt Lebensraum für Tiere, Pflanzen – und Menschen.
Peter SIlie
(1) http://steiermark.orf.at/news/stories/2870493
(2) http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/murkraftwerk/5346054/Liste-Pilz_Bissmann_Runder-Tisch-zu-Grazer-Murkraftwerk-dringend
(3) Mehr dazu siehe: http://www.amazon-of-europe.com
Einen alternativen, umwelt- und kostenschonenden Kraftwerksentwurf präsentierte Walter Felber von der Alternative KWK Graz Liebenau.
siehe hier... (pdf -download - 2,1 mb)