ausgabe #82. bericht. judith laister. johanna rolshoven
die straße
ein Stadtraum in Bewegung
Master-Studienprojekt am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Graz.
Straßen sind Räume in Bewegung und weltweit zentrale Orte städtischen Lebens. Sie bieten Raum für Verkehr, Handel und Konsum, für Kommunikation und Austausch, für Feste und Demonstrationen. In einer Demokratie sind Straßen zentrale Räume der Öffentlichkeit und zeigen in ihren Nutzungen gesellschaftliche Machtverhältnisse, alltägliche Konflikte, aber auch Gemeinsinn auf. Seit März 2018 beschäftigen sich zwölf Studierende des Instituts für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie im Rahmen ihres Master-Studienprojekts mit der Straße als Stadtraum in Bewegung. Einige Aspekte ihrer Forschungsideen präsentieren sie in kurzen wissenschaftlich bis poetisch orientierten Text- und Bildbeiträgen. Valentino Filipovic verfolgt die Qualitäten der Straße als städtischer Zwischenraum und untersucht das, woran der Blick im Vorbeigehen hängen bleibt sowie Strategien, sich dem Blick der anderen zu entziehen; Christine Fürst gibt Einblick in Beziehungen und Konflikte zwischen den verschiedenen AkteurInnen, die in der Begegnungszone der Wiener Mariahilferstraße aufeinander treffen. Cosima Hubner lädt ein zu einer Hörreise in eine Grazer Straße und kreiert dabei einen neuen, hybriden Raum zwischen Stadt-, Text- und Klangsphäre. Gerd Juritsch stellt Skateboarder*innen als moderne Straßennomad*innen vor und spricht mit einem von ihnen über Auswahl, Bewertung und Ästhetik von Streetspots am Grazer Lendplatz. Hannah Konrad gibt Tipps „für Ihr Wohlergehen“ im stark reglementierten städtischen Straßenraum und diskutiert die Aktionen der „Critical Mass“ Radfahrer*innen vor dem Hintergrund der Initiative „Reclaim the Street!“. Johanna Menhard untersucht das Verhältnis zwischen Straße, Datenverkehr und Öffentlichkeit und fordert vor dem Hintergrund zunehmender GPS- und WLAN-Ortung kritischere Umgangsformen mit Software und Datenschutz. Anna Riegler schildert in Form eines poetischen Streifzugs den nächtlichen Kampf von StraßenkünstlerInnen um Sichtbarkeit in der städtischen Zeichenwelt. Elisabeth Sarkleti macht den Rucksack zum Akteur und gibt Einblick in das Innenleben und Straßendasein dieses wichtigsten Requisits der Backpacker. Esther Schögler nähert sich der Straße aus der Perspektive eines Hundes und lässt die LeserInnen humoristisch an den sinnlichen Eindrücken in unmittelbarer Nähe zum Asphalt teilhaben. Daniela Sobocan besucht sogenannte Parklets in Wien und berichtet über kreative, gemeinschaftliche Nutzungsformen auf diesem zweckentfremdeten Stück Straße. Anna Zissler nimmt am Wiener Frauenlauf teil und schildert ihre persönliches Erleben der Großveranstaltung. Sabrina Stranzl erhebt und hinterfragt jene Bilder und Stereotype, die wir von Sexarbeiter*innen am Straßenstrich abgespeichert haben.
Projektleitung: Johanna Rolshoven und Judith Laister
Tutorin: Elena Ebner
Begleitlehrveranstaltung: Leo Kühberger
Redationelle Betreuung: Evelyn Schalk
Judith Laister
Johanna Rolshoven