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ausgabe # 67. essay. rado poggi

"refugees welcome!" - weil der mensch vor allem anderen kommt!

 

Es gibt tausend Gründe dafür neue Menschen mit Freude in unserer Europäischen Union willkommen zu heißen und, lassen wir auch mal ganz nüchtern alles Emotionale aus unseren Überlegungen weg, dann wird es richtig spannend und fruchtbar. So phantastische Szenarien entstehen, dass man denken könnte sich in einen Stanisław Lem Roman oder in einem Isaac Asimov Universum zu befinden. Auch kann man das Schlaraffenland sehen, wenn man nur will.

Man vermutet wohl richtig wenn man davon ausgeht, dass sich die Menschheit am Anfang eines neuen Kapitels ihrer Geschichte befindet. Die Zukunft passiert und es ist an uns sie zu gestalten!!

Der konservative Mensch könnte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, um aus seiner Lethargie aufzuwachen und das von ihm so vehement Konservierte mit dem heutigen Zeitgeist abgleichen, die Gültigkeit seiner Ideen überprüfen?!  Das Einzige, was man allerdings in diesem Ideenlager antrifft, ist das Erwecken von, aus der Vergangenheit bekannten und erprobten, protektionistischen Konzepten.

Anders die sogenannten progressiven Kräfte, welche, versteckt hinter der politisch korrekten und heute sehr pragmatisch ausgelegten sozialdemokratischen Idee, gleich gar nicht mehr wissen, was sie zur politischen Debatte beitragen sollen. Wir sind das ja gewohnt, … zuhören, was die anderen sagen und ein wenig soziales Vokabular beigeben. Ja, ganz recht, das sind die Sozialen heute, als ob ihnen die Themen und Impulse fehlen würden. Das Prinzip hinter dem sie sich verstecken lautet immer wieder: Die Politik kümmert sich um den Markt, der Markt kümmert sich um die Leute. Was hat aber all das mit den in der EU ankommenden Menschen zu tun?

Eben, … gerade jetzt, da wir es am dringendsten benötigen würden, erhalten wir von unserer Politik auf wirklich nichts was im Zusammenhang mit dieser Völkerwanderung steht, konkreten Antworten; die nationale Politik ist überfordert von dem was geschieht, die EU-Politik nicht in der Lage ad hoc zu reagieren. Konkrete Beispiele für die Folgen dieses Nicht-Handelns kennen wir alle leider zur Genüge, viele von uns schämen sich heute, Europäer zu sein und betrachtet man das große Bild, durchaus zu recht! Die Analysen der letzten Jahrzehnte über den Bedarf der EU an Zuwanderung helfen leider heute niemandem, es gibt ja noch kein gemeinsames Handlungsprotokoll, daran arbeitet man noch…??!!

Die einzige, phänomenale Beobachtungangesichts dessen, was in Europa derzeit geschieht, ist der Grad an kultivierter Menschlichkeit, welche sich in der scheinbar unerschöpflichen Bereitschaft der Bevölkerung zur Hilfe manifestiert. Wir Europäer zeigen damit deutlich, wir sind anders als unsere Institutionen und im Gegensatz zu ihnen – sind wir, zukunftsfähig!

Denn einmal mehr, nach Klimawandel, Wirtschaftskrise, Schuldenberge hier und da, dem TTIP und all den anderen Sorgen um unseren Planeten, kristallisiert sich deutlich heraus, dass Nationalstaaten obsolet geworden sind. So traurig und herausfordernd diese Tatsache wohl auch sein muss für manche junge Staaten der EU, wie etwa Slowenien, Kroatien oder etwa die Staaten des ehemaligen Ostblocks, die zwar diese Tatsachen durchaus zu lesen im Stande sind und doch zeitgleich die Aufgabe haben, ihre nationale Identitäten herauszubilden. Kein einfaches Unterfangen, und betrachtet man die Gegenwärtigkeit der vorher aufgezählten geopolitischen Brennpunkte wird die Konsequenz, will man diese Themen angehen, klar. Der Nationalstaat hat in unserer heutigen Gesellschaft keinen Platz mehr. Es gibt keine nationale Dimension mehr, die wohl prägendste und schädlichste Idee des letzten Jahrhunderts, die Nation als rechtliche Organisationseinheit, ist tot!

Denken Sie mal nach darüber, wie die Welt ohne Nationalstaaten aussehen könnte! Eine Welt ohne nationale Interessen kann, selbstredend, nur ein Ziel verfolgen: die Ausgewogenheit der verfügbaren Ressourcen.

Alle Menschen, egal woher, haben ja durchaus das Recht, auf ein besseres Leben, oder etwa nicht? Unsere Institutionen machen das in den letzten Monaten nicht wirklich deutlich, wir, Menschen Europas, denke ich, tun das. Wir verkörpern die fundamentalen Prinzipien der EU und machen so ganz klar, welches Europa wir in Zukunft wollen. Jede andere Vision Europas würde zuwider des Willens der Bevölkerung umgesetzt und brächte uns lediglich zielsicher zu neuen, unnötigen Konflikten. Nicht empfehlenswert!

Daher, auch wenn wir nicht wissen wohin mit den flüchtenden Menschen, nehmen wir diese mit offenen Armen auf, im Rahmen unserer gemeinsamen Möglichkeiten, aber auch privat. Eine Möglichkeit dazu findet der Interessierte auf www.refugees-welcome.net

Der überwiegende, gegenwärtige Positivismus von uns Europäern zeigt der Welt und v.a. unserer Politik und Wirtschaft jene Menschlichkeit, die wir in Europa in über einem halben Jahrhundert haben entwickeln und kultivieren können. Auch dank dieser selben EU, vergessen wir das nicht, die wir heute kritisiere müssen. Wir haben die politische Sache verraten, jeder auf seine Weise. Der Wohlstand hat uns desinteressiert gemacht, der Fernseher liebkost uns mit vorgegaukelten Gefühlen und das Internet macht uns nun endgültig omnipräsent und -potent. Die politische Klasse hingegen, nur mehr kritisiert und kaum mehr stimuliert, beschäftigt sich mit sich selber...

Liebe Leser, liebe Mitmenschen, alle Ihr, die ihr müde seid, den unendlichen und auch daher tragischen Komödien unserer Politiker zu lauschen. Alle Ihr, die es satt habt in dieser unserer klientelaren Gesellschaft die Hintern der Potentaten zu lecken, jetzt ist die Gelegenheit zu zeigen, wie überflüssig unsere heutige Politik ist, nota bene, unsere heutige Politik! Die Politik, die wir brauchen und fordern müssen ist eine, die sich besinnt auf die Gründe Ihrer Existenz. Den Menschen zu organisieren und ihm so allen ein besseres Leben zu ermöglichen – das und nur das muss Leitkultur heißen. Alles andere ist diesem Ziel unterzuordnen. Dieses Paradigma wird das der Zukunft sein, das muss uns klar werden, ... lernen wir damit umzugehen!

 

Rado Carlo Poggi

 

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