filmrezension. diagonale 2005. evelyn schalk
Artikel 7 – Unser Recht
(A/SLO 2005) Regie: Thomas Korschil, Eva Simmler
Einer der wichtigsten Filme der heurigen Diagonale. Artikel 7 - Unser Recht dokumentiert nicht nur den aktuellen Stand des Ortstafelstreits in Kärnten, sondern zeigt die komplexen Zusammenhänge der unterschiedlichen Ebenen des Konflikts als filmische Collage.
Historisch absolut umfassend recherchiert und verarbeitet, gibt der Film Einblick in die Hintergründe einer Auseinandersetzung um an sich mehr oder weniger belanglose Ortstafeln. Es wird deutlich, wie sich an dem lokalen Konflikt die Minderheitenpolitik der 2. Republik ablesen lässt. Als in den 70er Jahren erstmals zweisprachige Ortstafeln aufgestellt werden sollten, kam es zu pogromartigen Zuständen, dem "Ortstafelsturm", der in der Demontage endete.
Aggressionen gegen SlowenInnen wurden und werden natürlich besonders von deutschnationaler Seite geschürt. Bilder von Trachten- und Militäraufmärschen unter einem Motto wie "Das ganze Land im Kärntner Gwand", bei denen auch auf Fahnen gestickte Nazi-Parolen zu lesen sind, verdeutlichen diesen Umstand ebenso wie einschlägige Äußerungen seitens des Kärntner Heimatdienstes. Die Rolle der slowenischen Partisanen im Kampf gegen Hitler wird bis dato historisch weitgehend ignoriert. Dem Druck von Rechts beugte sich einst auch Bruno Kreisky, heute, da der Verfassungsgerichtshof 2002/02 den Artikel 7 des Staatsvertrages bestätigte, wonach hunderte zweisprachige Ortstafeln aufgestellt werden müssten, wird die Gesetzeslage von der Bundesregierung schlichtweg ignoriert und vom Kärntner Landeshauptmann Haider mit rassistischen Äußerungen zurückgewiesen. Hier zeigt sich die Ironie des Geschehens: Gerade jene Seite, die traditionellerweise auf die Erhaltung von "Recht und Ordnung" pocht, verstößt gegen eben dieses.