ausgabe #81. prosa. markus grundtner
aufruhr in austria
In der sonst so stillen Straße rinnt rings um den Randstein roter Rückstand, dickflüssig und dunkel. Ganz so, als stamme er von einem Aufgeschlagenen oder Aufgeschlitzten, auf jeden Fall von einem Aufgemachten. Alles ausreichend für eine außerordentliche Austro-Aufregung.
Nach Notrufen nahen Einsatzkräfte. Aber am Straßenstein des Stadtrands klebt kein kalter Körper. So recherchiert die Rettung: „Ist er wegen seiner Glitschigkeit durchs Gitter geglitten?“ So politisiert die Polizei: „Steht hinter dem Trubel Terror?“ So fragt die Feuerwehr: „Sollen wir allen Asphalt abtragen?“
Das charakterlose Chaos nährt die Nächstenhiebe der Nachbarn: „Es gibt einen Passanten im Parterre – eine Hauspartei, die nie höflich die Hand hebt.“
„Da hilft Haft, aber hallo!“, brüllt der Boulevardbanause einer Billigzeitung und beginnt bereits, seine Blutbadballade marktschreierisch zu schreiben.
Unweit von allem aktuellen Austria-Aufruhr dreht derweil der bärtige Betreuer der Künstlerkunden eines Malmarkts eine halblegale Zigarette. Er macht eine Pause, nachdem er, ein Austro-Aktionist, ein Farbfass – mit Ekelblut gefüllt – zum Ausleeren um die Ecke gebracht hat.
Markus Grundtner