ausgabe #41. prosa. michael petrowitsch
Einbürgerungsstrategien des Kapitals- Jmd. „verbringen“
Liebes Tagebuch, bitte folgendes:
Dienstag, 14. Juni:
Zum Feindbild kreieren bin ich zu phantasielos, geradezu zu patschert. Da gibt es bessere: Das Büro des französischen Innenminister Gueant schöpft wie ein Heupferd, das kann ich von hier aus sitzend (Parknähe, gut mit Parkplätzen, bürgerliches Klientel, kaum Vorkommnisse bis auf regelmäßige Einbrüche in die Villen der Leistungsträger-Nachbarschaft, Drogenzentrum vor Jahren aufgrund des Willens des Volkes nicht angesiedelt, Jungfamilien mit Rasenmäher-Roboter ( kleiner Tipp: http://www.preistrend.de/Rasenmaeherroboter_Preisvergleich__x7706750300757107704D06.html) u.v.a.m. ) mit Fug und Recht behaupten. Das wage ich auch laut rauszuschreien und zu hoffen. Ich, der ich Frankreich mehrfach bereist habe, mich zweimal bestehlen lassen musste. In Paris und in Südfrankreich. Der Sohn eines ungarischen Immigranten und einer griechischstämmigen Nachfahrin sephardischer Juden aus Thessaloniki zeigt als Staatspräsident immer wieder gute Figur. Sein Innenminister, der gerne mal auch von einem Kreuzzug Frankreichs gegen Libyen spricht, hat das Problem endlich gelöst. Vielleicht tauchen ja irgendwo meine Agfafilme (24 plus 3, Bilderlandausarbeitung bereits im Voraus bezahlt!) auf, die mir in der Gegend von Aix-En-Provence im Sommer 1991 geklaut wurden. Sollten sie sich nicht im Besitz der abzuschiebenden Roma befinden, „entschuldige ich mich meinetwegen“.
Mittwoch, 15. Juni- Part 1:
Wer seine Texte aus dem Internet zusammen fladert , weiß Bescheid. Man schreibt bei Google mal ein Wort hin und dann bietet das Klumpert gleich noch ein paar zusätzliche an, dass sich die neuronalen Verknüpfungen nicht so abstrudeln müssen beim lustigvorsichhinleistungsträgern.
Bei Feindbild kommt in folgender Reihenfolge: Feindbild Fleisch, Feindbild Islam, Feindbild Springer.
Mittwoch, 15. Juni-Part 2:
Vertreibungsprozesse: Kinderkinder-Ein ewiges Hin und Her…
Die Airpower steht vor der Tür. Bei meinen damaligen Flugversuchen am Kulm gab es 2 Todesopfer. Unter ihnen eine Japanerin, die vergessen hat sich anzuschnallen. Da hält man sich noch an den Steuergriffen fest, steigt immer höher bis man nicht mehr kann und muss endeffektlich loslassen. Steighöhe ist Eros und Thanatos zugleich. Ein paar Tage zuvor beim Schirmzusammenlegen erzählt die kleine Japanerin noch traurige Geschichten über chinesisch-japanische Verhältnisse, gestern-heute-morgen. Der Meister Adebar wird vertrieben, durch Böllerschüsse, der fliegt im Weg. Der Airbus kommt derweilen nicht so recht in die Gänge, darf nicht auftreten. Die Natur kann bereits fliegen und schlägt zurück, will in die Propeller.
Samstag, 18. Juni:
Was geht bei Einbürgerung, oida?
Unter anderem: (http://youtu.be/uia1GOk6Yc8): Da wird man dann schon zur Unruhe, wenn‘s bei Sportlern, Künstlern, Wirtschaftswundern von fernweg und so Scheiss schnell geht und andere per Lauda-Air in die Tamburella-Kurve geschickt werden! Beim Rewinden wird’s mir ja immer schwindlig. Beim Youtuben geht’s dann ohne Gefühle aber mit mehr Herz, faktisch auch Sinn für Kunst und so. Bei der Liveübertragung weiß ich es dann auch. Wenn ich ihr gewahr werde, wie unlängst an der Litfaßsäule vorm McCafé oder beim Pädagogisieren im Netz, wie was gesungen wird (mehr als 420.000 Zugriffe) oder überhaupt mit der Staatskapelle Dresden ohne Bewegung nur noch Abziehbild vom Cover. Und mein auszufüllender Star ist schon Sie und nicht Sie! Ist wahrscheinlich das Arischere, hat mit den blonden Backenknochen zu tun, oder was, mit den Augen, sexuelle Deutschegrammophonüberreizung?
Zwischenstufe: (http://youtu.be/bbmHHcPDxsQ: das mit der Perücke nervt mich, sieht auch gar nicht Carmenmässig aus)
Und es ist beileibe nicht das puppenhafte von der anderen. Jetzt aber folgendes Hoppla: Wieso wird denn die eingebürgert, will die andere etwa nicht? Spricht ja nicht mal deutsch, nicht in der Kutsche, wenn sie vorgeführt wird, nirgends. Die eine hingegen erklärt im komplett Lupenreinen was los ist in der Pause. Muss man sich mal vorstellen. Im Interview gibt sie dann schon zu (in der Sprache Handkes!), dass ihr die Scheissautogrammjäger im Supermarket auf die Ketten gehen, dann lieber doch mal zurück nach Lettland jetten (da traut sich keiner sie anzusprechen, zuviel Respekt vor ihr, sagt sie, hätte ich auch, beim Billa, ehrlich....) oder nach Spanien. Die andere tut sich das gar nicht an, die redet mit den öffentlichrechtlichen Bitches gleich mal nix, oder besatzungsbritisch.
Sonntag, 19. Juni:
Best of Frankfurter Flughafen:
Immer im Deutschlandshop. T-Shirt kaufen, trag ich auch, sind super gemacht, ehrlich. Aber: „Migrationshintergrund ist ein Ordnungskriterium der deutschen amtlichen Statistik zur Beschreibung einer Bevölkerungsgruppe, die aus seit 1950 eingewanderten Personen und deren Nachkommen besteht.“(sic! „..die aus seit...“ Steht wirklich so dort.)
Deutschland kommt beim Abfeiern der Nachkriegsgeschichte als Migrationsgeschichte gar nicht mehr nach. Wasn los mit denen? Integrationskacke? Das nimmt immense Ausmaße an, da ist Nationalismus (Entstehung so rund um 1780), Odilo Globocnik (Mutter aus Oberkrain, heute noch deutsch gesungen), deutsche Apo (rund um 1966, Münchner Blues) und Harz IV (SPD-Mitglied- Verurteilung Januar 2007) ja nur Lärcherldeutscherscheinschaas. In Ablenkungsmanövern, bar jeder Fähigkeit den zunehmend verreckenden Neoliberalem nachhechelnd auch noch irgendwas erschöpfend mitzuteilen und des weiteren mit dem Erbfeind und Grenzlandverdichter in Sachen Euro im Bett lungernd auch noch was mit der Scheinkrankheit Diversity Management anfangen. Da muss ein Sarrazin gleich da nicht rausgeschmissen werden aus der Fraktion, austreten tun die letzten linken demokratischen Kräfte. Im Endeffekt hilft da nur noch eins: Liebe, Toleranz und Völkerverständigung mit Maß und Ziel vorbeten und 30 mal kauen und morgens immer ein Glas warmes Wasser nach dem Aufstehen, kein EHEC mehr und vielleicht mal ein E-Bike probieren, dann wird’s schon wieder.
Montag, 20. Juni:
Nachtrag:
König Adebars Glück und Ende, Einbürgerungspolitik, Europäisches, Lampedusa, Eine Stunde Wartezeit in Arnoldstein, Vertreibungspolitik: „Seit einigen Tagen versuchen nun Unteroffiziere und Rekruten des Bundesheeres die Umgebung des Fliegerhorsts für die artengeschützen Vögel so unattraktiv wie möglich zu machen: Lassen sich die Störche nieder, werden sie durch die Soldaten, die auf sie zugehen und direkten Blickkontakt mit den Vögeln suchen, vertrieben.“ (http://steiermark.orf.at/stories/522058/)
Michael Petrowitsch