ausgabe #66. lyrik. gerhard ruiss
hunger, nie satt
die nichts brauchen
und nichts kriegen
und nichts machen
machen keine halben sachen.
hunger, nie mit nachschlag
wer nicht das richtige kriegt, das er sucht
nimmt das, was ihm nichts macht
wer nicht das richtige gefunden hat, das er liebt
nimmt das, was es um die hälfte gibt
das ihm liegt.
hunger, geplagt
du hast nichts zu tun
du fängst fliegen
dir ist jede kraftanstrengung zuviel
du läßt sie auf dir sitzen.
hunger, zuviel gesagt
die mücken stechen
die fische schnappen
die schnecken fressen
die vögel picken
die wiederkäuer grasen
die nichts haben
überlassen sich den fliegen.
hunger, zuwenig gehabt
die zuviel von allem haben brechen
die das was sie schlecht vertragen
trotzdem essen
und nicht im magen liegen haben
haben einen guten magen.
„Die Erde hat genug für die Bedürfnisse eines jedes Menschen, aber nicht genug für seine Gier.“ (Mahatma Gandhi)
auf einmal
auf die ganze menschheit verteilt
hat das nicht zeit?
etwas später vielleicht
käme es auch noch zurecht
von geburt an hautfarbe und geschlecht
immer eins nach dem anderen
nicht gleich jetzt
besser doch etwas anderes?
alles?
ob das geht?
ist es nicht gut
wenn es nicht mehr sein muss
sondern reicht?
im recht im rang und bei der behandlung
die es gibt im krieg
kindersoldaten nach links
selbstmordattentäterinnen nach rechts
den weg freihalten
in der mitte
waffenlieferungen nach vorne
durchlassen
hilfsdienste
nicht so drängen bitte.
„I have a dream (...) all men are created equal.“ (Martin Luther King)
ohne karton über dir wegen dem licht
warst du
ein ganzer weißer vogel
der letzte
deiner art
am boden
angepickt
wer
der nie gelernt hat
wie man sich bewegt
wenn man am boden liegt
oder nur ein teil
von einem
der jetzt weiterfliegt
ohne dich
hoch droben?
„Als ob das Töten irgend etwas gutmachen könnte! Als ob vergossenes Blut (...) etwas Geschehenes Ungeschehen machen könnte.“ (Bertha von Suttner)
Gerhard Ruiss