filmrezension. diagonale 2005. evelyn schalk
Fräulein Phyllis
(A 2004) Regie: Clemens Schönborn
Der Titel spielt recht zynisch mit dem zentralen Persönlichkeitsmerkmal der Hauptfigur: Während die Anrede "Fräulein" das Fünfziger-Jahre-Klischee der braven jungen Frau suggeriert ist die Phyllis des Films alles andere als harmlos oder naiv. Vielmehr treibt sie ein handfester Sadismus zu entsprechenden Handlungen, der zwar in erster Linie ihrer Muter gilt, sich jedoch auf jede/n, den/der sie im laufe des Plots begegnet, überträgt - mit fatalen, nein letalen, Folgen für alle Beteiligten – alle, außer Phyllis versteht sich.
Bewusst gesetzte Anspielungen und Parallelen zur "Klavierspielerin" (wenn auch mit umgekehrter Folgewirkung) sind unübersehbar.
Aus psychologischer Sicht wirft der Film die Frage nach den Auslösern solcher Bösartigkeiten (die Mutter des Fräuleins ist auch nicht gerade das Herzchen in Person) auf, näher betrachtet ist er aber durchaus eine tiefschwarze Komödie über Freudsche Abgründe und verquert gespiegelten Chauvinismus. Nicht nett, ein etwas galliges Gefühl im Rachen hinterlassend...