ausgabe #27. essay. jakob mathauer
Stadtpark, fein geschnitten, in Olivenöl
Seit jeher ist es der Menschen Bestreben, Licht an unbekannte, dunkle, Furcht erregende Orte zu bringen. Egal ob es der dunkle Wald, das dunkle Meer oder das dunkle Universum ist. Gelingt dies nicht, gilt es sich zu fürchten. Denn der Mensch ist ohne Augen ganz schön ängstlich. Begegnet man diesem Dunkel offener, bzw. taucht darin ein ergeben sich vollkommen neuartige Gedanken, von denen man zu behaupten wagt, dass sie Stadtmenschen in der Form noch nicht erlebt haben. Vielleicht ist es die Unwissenheit darüber oder aber auch ein gewisser Respektabstand, warum die Natur, in Form von Stadtparks – sozusagen ein Sneak-Preview – existiert und somit auch wichtig für Grazerinnen und Grazer ist. Und man sucht, im Bewusstsein eines fehlenden Stückes, nicht bloß um der Grünflächen willen, den Stadtpark auf, um Natur zu erleben, stark komprimiert natürlich.
Auf den Mainstreammenschen des 21. Jahrhunderts vielleicht weniger, aber trotzdem auf viele trifft zu, dass sie sich in der Natur wohl fühlen, aus welchen Gründen auch immer. Stille, Luft oder eine gewisse Anonymität in der Natur. Das sind Dinge, für die Menschen prinzipiell unwichtig sind, auch wenn sie in diese Dinge eingreifen können. Sich als Mensch nicht als Mittelpunkt der Geschehnisse sehen und fühlen. Denn umfallen tut der Baum auch ohne Menschen.
Dasein bewusst erleben und beim Versuch sich selbst besser zu verstehen – dazu kann die Natur einen wertvollen Beitrag leisten. Der Stadtpark stellt somit (nur) eine Ausprägung des menschlichen Versuchs der Konservierung dar, der heutzutage unvorstellbare Ausmaße annimmt. Jedoch: Kann diese Konservierung zwar nie hundertprozentig das Original ersetzen, wäre eine Reduzierung jenes Ortes in Graz, der am meisten Persönlichkeit besitzt, unfair – auch ich wäre ohne Stadtpark verloren.
Grüne Oase im grauen Feinstaubdschungel, mit dem Unterschied, dass hier kein Baum ohne den Menschen umfällt.
Jakob Mathauer