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ausgabe #67. reportage. evelyn schalk. andreas brandstätter

warten auf ein leben

Eine Reportage aus dem momentan größten temporären Flüchtlingscamp Österreichs.


Ihr Weg durch Europa führt derzeit tausende Flüchtlinge über den Balkan und Österreich Richtung Deutschland. Kaum ein paar Tage oder Wochen ist es her, dass sie den Kriegswirren entkommen sind, auf einer Flucht per Booten, Bussen, Zügen und kilometerlangen Fußmärschen haben sie halb Europa durchquert, sie mussten Familienmitglieder, Freunde, ihr Zuhause, alles, was ihnen bisher vertraut war zurücklassen. Nun wollen sie nur noch eines: endlich ankommen. Am steirisch-slowenischen Grenzübergang Spielfeld ist der Andrang seit Tagen besonders groß. Doch einmal in der Transitzone angelangt heißt es für alle zunächst: warten.


Keine „Refugees welcome!“-Rufe sind zu hören, es steht niemand am Straßenrand, der die Ankommenden mit Wasser, Obst und Blumen empfängt und es gibt auch keine hilfsbereite Eskorte, die sie herzlich lächelnd zu einem warmen Quartier geleitet. Die Bahnhöfe von Graz und Wien mit ihren „Trains of Hope“ scheinen gerade unendlich weit entfernt, vor allem für die Schutzsuchenden, die dieser Tage hier eintreffen. Hier, das sind staubige Straßen im Nirgendwo des einstigen und gerade wieder erstarkenden Grenzgebietes, konkret der Grenzübergang Spielfeld-Strass in der südlichen Steiermark. Während all jene, die über die Autobahn von Slowenien nach Österreich fahren, diese Grenze fast unbemerkt überqueren, sieht es für die, die nur einige Meter weiter unten am ehemaligen Grenzposten zu Fuß über die Bundesstraße kommen, ganz anders aus. Die Umgebung ist leer bis auf einige geparkte LKW, deren Fahrer die Straßensperren für eine Verschnaufpause nützen, einige von ihnen sitzen um die aufgeklappten Mini-Küchen an der Seite ihrer Fahrzeuge, ein paar winken und bieten uns im Vorbeigehen türkischen Chai an. Ansonsten ist kaum jemand zu sehen – außer den zahlreichen PolizistInnen und SoldatInnen, die alle paar Meter rechts und links der Zufahrtsstraßen postiert sind, letztere mit umgehängten Maschinengewehren auf der slowenischen, mit Pistolen im Halfter auf der österreichischen Seite.
Das Lager selbst befindet sich zwischen Feldern und jenen Weinbergen, für die die Region so bekannt ist und die zu dieser Jahreszeit in prächtigen Herbstfarben leuchten. Unten, zwischen den Zelten und all den Menschen ist es wesentlich dunkler.


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Flüchtlingscamp in Spielfeld


Die Leute kommen zu Fuß, in Familien oder kleinen Gruppen, sie haben kaum etwas bei sich, eine kleine Tasche vielleicht, ein paar Habseligkeiten in Jacken oder Hosen verstaut, ansonsten sind sie unterwegs mit nichts als den Kleidern, die sie tragen, oft seit Tagen und Wochen. Fast alle kommen aus Syrien, einige aus Afghanistan, wir treffen Menschen aus Damaskus, Aleppo, Homs, all die Städte, die seit Monaten in den Kriegsmeldungen immer und immer wieder genannt werden. Bilder von zerstörten Straßenzügen, verwüsteten Plätzen, den Opfern von Bombenangriffen und Anschlägen sind nahezu täglich Bestandteil sämtlicher Nachrichtensendungen. Über 250.000 Menschen sind im Syrien-Krieg bisher getötet worden. Wer kann, flieht. Egal wieviel Mühen, Schmerzen und Gefahren es kostet, aber in der Hoffnung, sich und das Leben von Familie und Freunden retten zu können.


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Schutzsuchende, die gerade aus Slowenien bei der österreichische Grenze ankommen


Hoffnung, Hilfe, Hetze

In den Weg, der zum Camp führt, biegen unmittelbar vor uns zwei slowenische Soldaten ein. Sie tragen ein gehbehindertes Mädchen, in eine blaue Decke gehüllt, über die Grenze. Nach einigen Metern setzen sie sie in ein nachkommendes Polizeiauto und bringen sie und ihre Familie, die sich allesamt kaum mehr auf den Beinen halten können, direkt zum Lager. Dort verabschieden sie sich freundlich winkend, die Familie bedankt sich und winkt zurück. Erzählungen, die wir später zu hören bekommen, werden ein gänzlich anderes Bild vom Verhalten der Militärs in den Nachbarländern zeichnen. Nicht nur Flüchtlinge, auch Helfer berichten uns von Knüppelschlägen gegen Nachdrängende, von Aufenthalten auf Plätzen übersät mit Müll, ohne Versorgung mit Nahrung und Wasser. Diese Familie jedenfalls hat es bis hierher geschafft. Die ältere der Frauen seufzt kurz, stützt dann aber sofort wieder das Mädchen, ein zweites humpelt daneben, ein junger Mann nickt müde, lächelt und nimmt sie auf der anderen Seite an der Hand. Kurz sehen sie sich um. Niemand ist da, der auf sie wartet oder an den sie sich wenden könnten. Informationen werden nicht von Einsatzkräften ausgegeben, sondern von oft nur kurz zuvor Angekommenen eingeholt, die meist selbst kaum wissen, wie es nun für sie weitergeht. Auch sie unterhalten sich nun mit ein paar der bereits Wartenden und gehen dann weiter, ein mühsamer Schritt nach dem anderen.


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Slowenische Soldaten bringen ein Mädchen über die Grenze, sie hat es mit ihrer erschöpfte Familie bis hierher geschafft


Wir sind offenbar die einzigen ReporterInnen im Lager. Auf der österreichischen Seite haben wir zwei Übertragungswägen des ORF sowie eines Privatsenders gesehen, die gerade ihre Kameras im Ausgangsbereich aufbauten. Später treffen wir noch einen Kollegen aus Deutschland, der für eine Lokalzeitung unterwegs ist. Das war's. Mehr Interesse an den rund 3500 Schutzsuchenden scheint es an diesem Tag und in dieser Nacht nicht zu geben. Zumindest nicht am unmittelbaren Kontakt mit den Menschen, die uns ausnahmslos freundlich, offen und gesprächsbereit begegnen. Viele verfügen über ausgezeichnete Englisch-Kenntnisse, während es bei uns mit Arabisch und Farsi, den gängigsten Sprachen hier, nicht weit her ist. Trotz all der Strapazen und traumatisierenden Erlebnisse, die jede/r von ihnen hinter sich hat, wird viel gelacht in den Gesprächen. Lachen zwischen Bangen und Hoffen, zwischen Schmerz und Erwartung. Das gilt vor allem für die jüngeren, den älteren fehlt oft die Kraft, in den Gesichtern haben die durchlebten Schrecken und die Anstrengungen der Flucht ihre Spuren hinterlassen.


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Dicht gedrängt warten die Menschen auf die Weiterfahrt in Notunterkünfte


Währenddessen überbieten sich die Hetzkommentare auf Zeitungsseiten sowie online an Menschenverachtung. Zudem war vor kurzem eine Gruppe der sogenannten „Identitären“ vor dem Camp aufmarschiert, einer rassistischen Gruppierung vom rechten Rand, die sich mit ihrer offenen Hetze gegen Flüchtlinge wiederholt öffentlich und medial in Szene setzt. Diesmal mit einem roten Transparent, auf dem in weißer Schrift „No Way“ für Schutzsuchende gefordert wird, sowie diese bedrohlich beschworen werden: „You will not make Europe your home.“


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No Way ins Grüne Herz Österreichs – Überbleibsel der rassistischen Kundgebung der „Identitären“ vor dem Flüchtlingscamp in Spielfeld.


In diesem ersten Zugangsbereich haben sich die Menschen in der Übergangszone behelfsmäßig eingerichtet, auf Decken niedergelassen, Kartons ausgelegt, eine minimale Struktur geschaffen. Gleich dahinter stehen die ersten kleineren weißen Zelte, darin befindet sich – nichts. Auf nacktem Asphalt harren Frauen mit Babys im Arm aus, manche kaum ein paar Wochen oder Monate alt, dazwischen Kinder, ältere Leute, viele sind bereits seit dem Vortag da, einige wohl auch länger. Eine junge Frau schildert, wie sie die Nacht verbracht hat: „Ich konnte kaum schlafen, so kalt war es. Hier drin ist nichts, wir haben auf dem Boden gelegen, meine Hände haben zu zittern begonnen vor Kälte und bis zum Morgen nicht mehr aufgehört, egal wie ich versucht habe, sie warm zu halten.“ Auch zu essen gebe es nicht viel, hauptsächlich Brot, Wasser wird verteilt, aber alles sei mehr als knapp.


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Ausharren auf nacktem Asphalt


Brot, Tee und Aspirin

Davon können wir uns kurz darauf auch selbst überzeugen. Vor dem großen Zelt, in dem Nahrungsmittel und Getränke ausgegeben werden, ist der Andrang massiv. Menschen stehen zu Hunderten dicht gedrängt vor der Absperrung, darüber ein Vertreter der Polizei, der Anweisungen brüllt, die zwei Dolmetscher, die ihre Westen als Caritas-Mitarbeiter ausweisen, schreiend oder unter Zuhilfenahme eines Megaphons übersetzen. Auch Mitglieder der Militärpolizei sind vor Ort, sowie Einheiten aus Kärnten, Oberösterreich und dem Burgenland. Rundum stehen Polizisten mit hochgezogenem Mundschutz in langen Reihen, auch zwischen den Wartenden. Einer von ihnen brüllt bei der kleinsten Drängelei auf die Umstehenden ein, immer wieder. Bei diesen überwiegt neben der Ungeduld meist die Apathie. Viele der Menschen stehen seit Stunden hier, verzweifelte Blicke, immer wieder gehen Rufe hin und her, manche halten Kinder in die Höhe. Ein Vater versucht verzweifelt, ein weinendes Baby zu beruhigen.


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Gedränge und Befehle bei der Essensausgabe


Im Inneren des Zeltes verteilen Freiwillige des „Team Österreich“ (das der Radiosender Ö3 und das Rote Kreuz organisieren) Brot, Wasser, etwas Obst, vereinzelte Dosen oder Schachteln mit Keksen sowie Babynahrung. Hinter dem Zelt wird Tee gekocht, der zuständige Helfer ist seit den frühen Morgenstunden hier: „Ich mache nichts anderes als Tee kochen, den ganzen Tag. Schwarztee, aber auch Pfefferminz, damit's wenigstens nach ein bisschen was schmeckt.“ Das ist aber auch schon das einzig wärmende Nahrungsmittel, ansonsten wird einfach verteilt, was an Spenden da ist. Kurz muss ich an den Streetfoodmarket denken, ein Event, das zeitgleich in der Grazer Messehalle stattfindet, an all die kreativen und mobilen Kochinnovationen. Aber auch eine Feldküche oder ähnliches suche ich hier vergeblich. Nur der Bottich mit Teewasser blubbert unmittelbar hinter einer Reihe mobiler WCs unaufhörlich vor sich hin.


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Freiwillige verteilen Essen und Tee, eine Küche gibt es nicht


Nicht weit entfernt ist ein kleineres Zelt zur medizinischen Versorgung behelfsmäßig eingerichtet. Schwäche, Übermüdung, Erkältungen, körperliche Überanstrengung nennt eine Mitarbeiterin des Roten Kreuz als die häufigsten Behandlungsgründe. Gerade drückt sie einem jungen Mann eine Aspirin-Tablette für das Kind an seiner Seite in die Hand. Die Psyche muss warten. Ein Arzt ist ebenfalls vor Ort. Ein Arzt für etwa 3000 Menschen. Warten. Immer wieder.


In Graz demonstrieren am selben Nachmittag Refugees, die in Österreich Asyl beantragt haben und ihre UnterstützerInnen gegen dieses Warten, das für manche von ihnen schon über eineinhalb Jahren dauert, in denen sie nicht wissen ob sie bleiben werden dürfen. Zur permanenten Ungewissheit der eigenen Lage kommt noch die Sorge um Familienangehörige, die sich nach wie vor im Kriegsgebiet befinden. „Every minute counts“ lautet das Motto der Kundgebung und „Time is running out“.


An der Grenze treffe ich einen jungen Mann, er wirkt optimistisch, wie alle hier will auch er nur rasch weiter, und wie die meisten nach Deutschland. Viele haben bereits Verwandte dort, einige zieht es auch nach Schweden oder Norwegen. Bevor er fliehen musste hat er Medizin studiert. Bis zum Bachelor ist er in Syrien noch gekommen. Er will sein Studium fortsetzen, endlich etwas Sinnvolles tun. Er hofft einfach. „In Deutschland ist es besser. Kein Krieg.“


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Behelfsmäßige medizinische Versorgung


Zittern in der Kälte

Mittlerweile ist die Dämmerung hereingebrochen, die Temperaturen sinken. Die beheizten Zelte beginnen sich zu füllen. Zwischen diesem Bereich und dem nächsten, wo sich die Leute für die Weiterfahrt mit Bussen, oder wer es sich leisten kann auch mit Taxis, anstellen, hat man eine weitere Absperrung eingezogen. Zäune rundum. Die Taxiunternehmen haben Geschäft gewittert, steirische und Wiener FahrerInnen streiten sich um die „Kundschaft“, für Fahrten werden zum Teil horrende Preise verlangt. Die Not der Schutzsuchenden ist für sie ein profitables Geschäft.

Der Zaun zwischen den Bereichen wird nun mit Kabelbindern verstärkt. Man wolle es nicht noch einmal riskieren, dass er dem Druck der Nachdrängenden nachgibt, wie es am Tag zuvor passiert ist, so einer der Polizisten. Auf eine Registrierung der Ankommenden verzichtet man ohnehin längst. „Unmöglich!“ Massenpanik verhindern, geordneter Ablauf, so das Ziel. Das gelingt auch, ändert aber nichts daran, dass die Menschen weiterhin auf engstem Raum im Freien ausharren müssen. Viele klagen, dass ihre Familien bei der Stop and Go-Prozedur getrennt worden seien. Ein Teil ist bereits jenseits des Zauns in der Schlange, der andere noch weit weg auf der anderen Seite, und heute soll niemand mehr durchgelassen werden.


Die Exekutivbeamten machen auch auf Nachfrage keine Angaben über die Anzahl der zur Verfügung stehenden Busse oder die voraussichtliche Länge der Wartezeiten, ihnen würden selbst die Informationen fehlen, so der Tenor. Auf den Hinweis, das habe im burgenländischen Nickelsdorf doch insgesamt schon besser funktioniert, wird mehrfach mit unmerklichem Nicken reagiert. Ein Beamter knapp: „Da kommen wir gerade her. Aber auf uns hört ja keiner.“ Auf die Flüchtlinge draußen auch nicht, die bekommen jedoch gerade die Folgen zu spüren. Mittlerweile ist es so kalt, dass der Atem weiß in der Nachtluft aufsteigt, die umstehenden Lampen und Spots leuchten die Szenerie wie ein düsteres Filmset aus. Fast mutet es unwirklich an, wären da nicht all die Menschen, die ganz real auf der Flucht sind und noch immer nicht dort angekommen, wo sie hinwollen. In ein „normales Leben“.


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Warten, warten und nochmals warten. Dunkelheit und Kälte machen die vielen Stunden immer unerträglicher.


Im hinteren Teil des Camps werden inzwischen kleine Feuer entzündet, um die sich die Durchgefrorenen scharen. Allerdings nicht lange, schon sind einige PolizistInnen da und ordnen das Löschen der Flammen an. Die Brandgefahr ist einfach zu hoch. Zwischen den Zelten wird es dunkel. Viele fragen nach Decken, drängen sich aneinander. Ein paar versuchen noch, Nachrichten an Freunde oder Verwandte zu schicken, doch es ist schwierig Kontakt zu halten, wenn das Mobilfunknetz immer wieder zusammenbricht oder die mitgebrachten SIM-Karten nicht funktionieren. Es fällt auf, wie geduldig sich vor allem die Kinder verhalten. Brav warten sie vor den WCs oder spielen zwischen den Zelten. Kaum eines schreit oder weint, selbst jene, die im Krankenzelt behandelt werden, lächeln nicht selten. Ein kleines Mädchen sitzt mit baumelnden Beinen auf einer Bank, während ihm der Vater die Schuhe zubindet. Über seine Schulter hinweg zwinkert sie uns zu.

Eine Familie schildert, wie sie über die Türkei mit dem Boot nach Griechenland gekommen sind, von da an ging es weiter, zu Fuß, per Bus, manchmal mit dem Zug, über Mazedonien, den Balkan, Kroatien, Slowenien, bis schließlich hierher. Ähnlich wie viele hier. Der Großvater öffnet den Reißverschluss seines Pullovers ein winziges Stück, zieht die nächste Stoffschicht hervor, darunter ist eine weitere und noch eine zu sehen. Er blinzelt dem Enkel zu, der ebenfalls über die Wäschegarnituren lacht. Doch kurz darauf werden beide wieder ernst. Gegen das Frieren im Freien können auch die mehrfachen Lagen an Kleidung kaum etwas ausrichten. Einige andere hüllen sich in glänzende Alu-Decken. Hätte man nicht wenigstens noch mehr Zelte aufstellen können? „Wo denn?“ fragt ein Polizist zurück. Ich sehe mich um. Allein auf der Eingangsfläche hier hätten noch einige Platz gefunden.


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Feuer dürfen keine mehr entfacht werden, es fehlen Decken und Zelte, Schlafsäcke sind kaum vorhanden. Wie die Nacht überstehen?


Dicht gedrängt vor leerer Fläche

Auf der österreichischen Seite warten weiterhin Hunderte auf ihre Weiterfahrt in Bussen und eine anschließende Unterbringung in Notquartieren, obwohl niemand weiß, ob an diesem Abend noch welche kommen werden. In Gruppen von jeweils 50 Personen werden die Leute aufgeteilt, es fällt immer wieder die Bezeichnung „Pakete“, die auch in den Medien nachgedruckt wurde. Menschenpakete? Jetzt jedenfalls ziehen alle Jacken, Decken, Mäntel enger um den Körper. Hier, unter gänzlich freiem Himmel, ist es noch kälter als hinten zwischen den Zelten. Soldaten verteilen ein paar Decken, es sind viel zu wenige.
Dieses Wochenende finden auch die Feierlichkeiten zum österreichischen Nationalfeiertag statt. Wie immer gibt es eine Leistungsschau des österreichischen Bundesheeres am Heldenplatz in Wien. Das Programm ist perfekt geplant und seit Wochen online.

Hinter der Zufahrtszone sehen wir am späten Abend dann doch noch fünf Busse ankommen. Aber bevor sie weitere Wartende einsteigen lassen, parken sie erst einmal eine Weile am Straßenrand bis klar ist, in welchen Unterkünften diese Nacht überhaupt noch Platz ist, also wohin sie die Menschen tatsächlich bringen können. Eine weitere Stunde später ist es dann soweit und die nächsten Gruppen können ihren Weg fortsetzen. Ein Weg ins Ungewisse. Doch niemand hat eine andere Wahl.

Der riesige Parkplatz direkt hinter der Haltezone der Busse ist leer. Die weite freie Fläche erscheint paradox angesichts der dicht an dicht gedrängten Menschen unmittelbar daneben. Noch zynischer wirkt nur noch ein Schild der „Pension Grenze“, dessen Pfeil auf freie Zimmer verweist.


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 „Pension Grenze“ – freie Zimmer am leeren Parkplatz?



Text: Evelyn Schalk   Fotos: Andreas Brandstätter

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